unterwegs
wegrandnotizen & globale inspirationen
- Panamericana. Mit Bus und Buch durch den Hinterhof der USA.
- Abseits. Weltrandnotizen. Abseitige Reiseerlebnisse. [aus dem Inhalt + Leseprobe]
- Suerte oder Wie das Kind im Manne zum Kind kam. Ein etappenreicher Reiseroman.
Panamericana
Mit Bus und Buch durch den Hinterhof der USA

Die Busse rumpeln mit Jesus. Den haben ihnen die Spanier eingebrockt. Gott an Bord. Und die heilige Jungfrau. Und das heilige Knäbelein. Und: Britney Spears. Die kommt aus Amerika und lüftet bei jedem Schlagloch ihre Titten. Was wiederum den Pappkameraden van Damme völlig kalt läßt. Eisigen Blicks schwingt er seine Fäuste auf der Rückwand der Fahrerkabine. Eine Ehe ganz nach Big Brothers Vorbild. Und: unvermeidliche Begleiterscheinung auf allen Reisen durch lateinamerikanisches Binnenland.
Hier fährt man Bus. In ausrangierten US-Vehikeln, welche die dortige Behörden für zu gefährlich gehalten haben für den Transport ihrer Schulkinder. Hier fährt man Bus, um im tiefsten Dschungel in einem Ölstädtchen namens Coca seine Brüste auf dem Bartresen auszulegen oder auf müllverseuchten Marktplätzen wie in Chiquimula jenes Obst und Gemüse feil zu bieten, das als Exportgut für zu schlecht befunden wurde. Immerhin: Im Bus darf die Ekuadorianerin oder der Guatemalteke noch Ekuadorianerin oder Guatemalteke sein und mit Sucres oder Quetzales zahlen, während die wenigen Bahnstrecken den Bananen der United Fruit Company vorbehalten sind und die Kosten für Flüge in die Texaco-Dörfer mit Dollares beglichen werden. Perfekt eingerichtet hat er sich, der Amerikaner, in seinem Hinterhof. Keinen Ziergarten angelegt, sondern einen höchst ertragreichen Nutzgarten.
Abseits
Weltrandnotizen

Reisen ist Ansichtssache: Da brettern gepanzerte Adventure-Unimoggs bis oben hin voll mit Sonnen verbrannten Gefahrensuchern durch stolze Masai-Dörfer, was zur Folge hat, dass die letzten Stammensnachfahren – statt sich rituell 90 Tage lang durchs Buschland zum Mann hoch zu kämpfen – nun am Straßenrand die Hand aufhalten. Kopfschüttelnd bestaunen die letzten verbliebenen Meerestiere des zweitgrößten Korallenriffs der Erde den ungeheuren Artenreichtum von Japanern, Europäern und Amerikanern, die sich vor Honduras im mittlerweile ausgezehrten Unterwasserparadies tummeln.
Selbstgefällige Auswüchse einer einseitig mobilen Gesellschaft, die in all ihrer Skurrilität für traurige Erheiterung sorgen. Und doch finden sich abseits der waidwunden Abenteuerspielplätze immer noch friedliche Oasen menschlichen Miteinanders, unvorhergesehene Naturschauspiele und so eigenartige wie globalisierungsresistente Kulturereignisse. Hierüber zu berichten mag dementsprechend bisweilen dem berühmt-berüchtigten Ritt auf der Rasierklinge gleichen, doch genau das ist die Kunst: den Blickwinkel zu schärfen für die Gefährdungen der letzten Paradiese – und mit den Gefahren, Unwegsamkeiten und Abstrusitäten auf dem Weg dorthin zu unterhalten.
So ist mittlerweile ein kleines Kompendium abseitiger Reiseerlebnisse und –erfahrungen entstanden, die jedoch auch einzeln oder in Serie zur ‚freien' Veröffentlichung zur Verfügung stehen. Aktualisierungen der älteren Artikel lassen sich selbstverständlich jederzeit durch Kontakte vor Ort vornehmen. Andererseits schreit dieses Sammelsurium der Reiseleidenschaft tagtäglich nach Fortsetzung, weswegen es nicht an aktuellen oder bereits wieder in Planung befindlichen Artikeln mangelt. Schließlich dreht sich die Welt in einem fort …
[inkl. Inhalt & Leseprobe »Beware of the sandflies! Karibische Plagegeister.«]
Suerte
oder Wie das Kind im Manne zum Kind kam

el rubio, seines zeichens ich-erzähler & ambitionierter tunichtgut, hat gerade erst begonnen sich in seinem frisch eroberten, herrlich unverfänglichen junggesellendasein einzurichten, als ihm yella unversonnen in die parade fährt. hier: die freiheit, für nichts und niemanden verantwortlich zu sein. dort: die sanfte woge, die die frisch verliebten durch die nächte trägt. doch was sind exzesse wenn nicht gelebte träume? und so steht alsbald yellas ultimatum im raum: südamerika und mich – oder nichts!
ohne zu zögern springt el rubio auf yellas zug auf; schon allein weil es ihm seine sehnsucht gebietet. südamerika, mittelamerika, afrika, wie im rausch treiben sie in ihrem romantisch verklärten social beat durch die, durch ihre welt. schweine am strand, doggen an der hand und affenscheiße im haar machen aus jedem drecksnest ein paradies. doch so langsam mischen sich zweifelnde untertöne in ihr glück: und was noch?
hegt nicht jeder cowboy irgendwann einmal den wunsch nach einer eigenen ranch? ist nicht das ziel einer jeden revoluzzerin, statt blut für die gerechtigkeit zu vergießen, auch irgendwann mal den menschen persönlich unter die arme zu greifen? und was ist mit einer eigenen familie? hin und her gerissen driften sie auf ihren reisen auseinander, prallen sie auf einander, verkrallen sich, verbeißen sich, lieben sich, träumen und schäumen, schäumen und träumen – aber das leben will nicht schicksal spielen …
[inkl. Leseprobe »feigenwarzensex. die eröffnung (lima, peru, dez2000)«]